Warum Philipp Ruch in den Tigerkäfig springen sollte

(c) Oliver Feldhaus #fluechtlingefressen

(c) Oliver Feldhaus #fluechtlingefressen

Ich habe mich hier der neuen Aktion vom „Zentrum für politische Schönheit“ mit den libyschen Tigern gewidmet: Ich bin dafür, dass Philipp Ruch als Erster in den Käfig mit den Tigern springt. Dies aber nur, wenn sie auch wirklich hungrig sind. Seine Stelle im ZPS solllte von einer politischen Künstler*in aus Afrika, die noch in einem der Käfige in Libyen gefangen gehalten wird, übernommen werden. Sie sollte in Deutschland Asyl erhalten und könnte im Privatjet des französischen Multimillionärs und Philosophen Bernhard-Henri Lévy (dem Idol von Philipp Ruch) nach Deutschland transportiert werden. Die Begründung für meine Wahl und die Transformation dieses ZPS-Projektes ist aus diesem Blogkommentar ableitbar.

Das Projekt „Sarkophag für Heckler&Koch“ hätte ich aus vollem Herzen unterstützt, vor allem, da es mir darum geht, die Ursache für Flucht zu überwinden. Eine der Hauptursachen sind Kriege, die durch die Profitinteressen der globalen Waffenindustrie  ausgelöst werden. Insbesondere wegen dem angestrebten neuen Pakt mit der libyschen Regierung sowie auch wegen dem Ansinnen von deutscher Regierungsseite, Polizeikräfte in Marokko, Algerien und Tunesien zu trainieren, sollte eher gegen den Militarismus agiert werden, statt ihn auch noch zu befeuern.

Bekanntlich sind Hecker&Koch-Waffen innerhalb des staatlichen Gewaltmonopoles Deutschlands Pflicht. Es ist anzunehmen, dass die nordafrikanischen Polizeikräfte auch auf Heckler&Koch „eingeschworen“ werden sollen und dass der Pakt zwischen den nordafrikanischen Staaten und der deutschen Regierung in erster Instanz Business für den militärindustriellen Komplex bedeutet. Dies natürlich auf dem Rücken und gegen den Willen friedliebender Zivilist*innen auf dem ganzen Erdball und insbesondere denen, die vor Krieg und Folter geflüchtet sind.
Ursache der Fluchtbewegung aus Libyen ist u.a. der Nato-Krieg gegen Gaddafi 2011, der von Frankreich aus ins Werk gesetzt wurde und den ich als Konterrevolution gegen die „Arabellion“ ansah. Denn natürlich ging es den westlichen Mächten darum, schnellstmöglich die Kontrolle darüber zu bekommen. Es wurde vor „islamistischen Einflüssen“ sowie den vielen dort lagernden chemischen Waffen gewarnt, die jedoch alle aus der Produktion des Westens, insbesondere Deutschlands stammten. Und nicht nur das: Deutschland hat Polizei und Gaddafis Geheimdienstler ausgebildet:

(…) Mitte Juni 2005 war eine fünfköpfige Gruppe deutscher Sicherheitsexperten, darunter ein ehemaliger Soldat und zwei aktive Polizeibeamte aus Nordrhein-Westfalen, zu einer vierwöchigen Sondierungsreise nach Libyen geflogen. In diesem
Team befand sich auch Ralf Kummer, Jahrgang 1968, ehemaliger Kommissar in der GSG-9 (Grenzschutzgruppe 9) und diplomierter Verwaltungswirt aus Bielefeld. Kummer hatte bereits Militärkräfte in Afrika geschult.
Die im ostfriesischen Wiesmoor ansässige Firma BDB Protection GmbH nahm die Ausbildung selbst im Dezember 2005 auf. Vier ständige Trainer und eine wechselnde Anzahl zusätzlich eingeflogener Spezialisten – insgesamt etwa 40 – trainierten bis Anfang Juni 2006 insgesamt 120 libysche Polizisten sowie 30 Geheimdienstler. Der Tross wohnte zunächst in einer Polizeikaserne in Tripolis, bis er in ein angemietetes Wohnhaus umzog. Das Ausbildungsprogramm begann mit dem vierwöchigen Kurs „Taktisches Vorgehen bei Zugriffen in Gebäuden“ gefolgt von einem einwöchigen Fahrtraining. Anschließend wurden das Entern von Schiffen und das Absetzen aus Hubschraubern geübt. Nach Aussage eines Ausbilders war die Vorqualifikation der einheimischen Polizisten desaströs, das Training musste bei Null anfangen. Der finanzielle Umfang dieses Geschäfts betrug 1,6 Millionen Euro, von denen jedoch allein 200.000 für Dolmetscherkosten und etwa eine halbe Million an Provisionen zu Buche schlugen (1). Ehemalige deutsche Polizisten verdienten dabei 4.000 Euro pro Monat, die noch aktiven bis zu 15.000. (…)
(1) – Vgl. Der Spiegel 15/2008, S. 38
Quelle, S. 36

Die französische Regierung und das französische Kapital hatten gerade Tunesien als Einflußsphäre verloren und nun erhofft, sich das erdölreiche Libyen als Absatzmarkt sichern zu können. Eben deshalb übernahm der französische Präsident Sarkozy die Führung innerhalb der Intervention des Westens und der Nato in Libyen, während der Hauptgeschäftspartner Gaddafis, Deutschland, sich – eben deshalb – zurückhielt. Philipp Ruch „juckte“ das gar nicht, sondern warb für die Intervention in Libyen.

Selbst noch im August letzten Jahres, in dem doch der Weltöffentlichkeit auch in Bezug auf den Irak und die Tötung/Absetzung von Saddam Hussein sowie der Verfolgung der Baath-Parteigänger und den Sunniten klar geworden war, dass es falsch ist, einen Diktator zu stürzen und zu beseitigen, wenn nicht gleichzeitig eine soziale emanzipatorische Bewegung eine neue Gesellschaftsform sowie Regierung aufgebaut wird, verteidigte er dies in einem TAZ-Interview. Vernachlässigt mensch den Aufbau der gesellschaftlichen Alternative, dann kann es noch mehr Mordbrennertum als vorher geben, d.h. sich die Situation für die Zivilbevölkerung noch weiter und dramatisch verschlechtern. Und so ist es leider: Die Situation der Zivilist*innen im Irak und Libyen ist katastrophaler als vor dem Krieg. Insbesondere leiden die SubSaharians in Libyen und es gab viele Pogrome seitens der libyschen Rebellen gegen die afrikanischen Arbeitskräfte, die dadurch zur Flucht gezwungen wurden. Sehr viele von ihnen wurden von den Rebellen beraubt und ermordet, Frauen vergewaltigt und noch mehr von ihnen landeten in den „Auffanglagern“, über die Human Rights Watch berichtete. Es ist inzwischen klar, dass die Entstehung des „Daesh“ (ISIS/ISIL/IS) sich insbesondere durch die imperialistische Einmischung von Nato-Staaten gebildet haben. Es wurde auch gegen das erklärte Votum der OAS verstoßen. Die Missachtung des Vetos der OAS und das, was im „Hintergrund“ unter „Ziel 4: Die afrikanische Einheit verhindern“ nachzulesen ist, schürte den Islamismus a la Boko Haram auch in den SubSaharischen Staaten. Ferner breitete sich der Bürgerkrieg in Libyen auch auf Mali aus und mittelerweile heißt es: „In Mali geht es nicht darum, den Frieden zu sichern, sondern Krieg zu führen.“ Außerdem wurde die „Rebellion gegen Gaddafi“ zur Blaupause für die „Rebellion“ gegen Assad in Syrien benutzt:

„Die öffentliche Wahrnehmung des Syrien-Konfliktes in westlichen Medien ist die Geschichte einer großen Illusion und Desillusion namens arabischer Frühling. Es ist auch die Geschichte massiver Falschinformationen. Als der Konflikt im März/April 2011 ins Blickfeld der großen Medien geriet, ließen die Gegner des Assad-Clans kein Mittel unversucht, um eine Wiederholung des Szenarios zu erreichen, das in Libyen zum Sturz Gaddafis geführt hatte.Ein Volk erhebt sich gegen den Tyrannen“ so hieß die Propaganda-Parole.‘ “ (Quelle)

Doch Philipp Ruch scheint dies bis 2015 und bis heute nicht reflektiert zu haben:

(Frage:) „Wenn es um Leitbilder geht, mangelt es Ihnen nicht an Selbstbewusstsein. Sie scheuen sich nicht, sich ins Erbe des französischen Multimillionärs und Philosophen Bernhard-Henri Lévy zu stellen.“

(Ruch:) „Er ist ein großartiger Impulsgeber. Ich bin zutiefst von einer Szene, die ich mit ihm verbinde. In Deutschland wurde 2011 die Frage diskutiert, ob man zum Sturz des libyschen Diktators Gaddafi die Rebellen im Land unterstützen könne – oder ob damit nur Islamisten unterstützt werden. Während die deutschen Intellektuellen nur darüber diskutierten, wer denn diese Rebellen seien, flog Lévy einfach hin. Er gab auf der Treppe seines Privatjets in Bengasi ein kurzes Statement in die Kameras: „Ich war gerade beim Rebellenrat, ich habe die gerade getroffen, ich werde jetzt meinem Präsidenten empfehlen, diesen fantastischen Widerstandskämpfern zu helfen.“ Dann dreht er sich um, die Tür schließt, das Flugzeug hebt ab. Anschließend hat die Nato auf Betreiben Frankreichs einen Diktator beseitigt.“ (Quelle: https://www.taz.de/!5217536/)

Im Syrien-Krieg geht es nicht um „die Beseitigung eines Diktators“, sondern um Rohstoffinteressen.

Dies gibt mittlerweile sogar Robert F. Kennedy Jr. zu. Nur von seiten des ZPS hört mensch dazu gar nichts. Auch keine Kritik an Waffenlieferungen von ihrer Seite, obwohl der overflow an Waffen in die Krisenregion doch bekanntlich – da Kapitalismus ein Raubmordsystem ist – das Morden und damit auch das Füchten anheizt.

Letztes großes Geschäft in diesem Jahr von H&K:

„Die baden-württembergische Waffenschmiede Heckler & Koch darf demnach unter anderem 1.210 Maschinengewehre und -pistolen in den Oman, 487 nach Indonesien und 130 an die Vereinigten Arabischen Emirate liefern. In den Oman sollen Kleinwaffen und Teile dafür im Wert von 7,1 Millionen Euro geliefert werden. Für die Lieferung in die Emirate erhält Heckler & Koch 1,5 Millionen Euro.(…) Der Exportanteil von Kleinwaffen erreichte 2015 den tiefsten Stand seit 15 Jahren.  Zu Kleinwaffen zählen Gewehre, Maschinenpistolen, Handgranaten und tragbare Raketenwerfer. Mit ihnen werden in Bürgerkriegen wie in Syrien auch viele Zivilisten getötet.“ (Quelle)

Soviel mir bekannt ist, hat oder hatte P. Ruch die Emailaddi heckler&koch(at)politicalbeauty(dot)de. Vielleicht wurde er inzwischen von HK „gekauft“ und macht deshalb dieses Projekt nicht???

Mensch hätte das Sarkophag-Projekt mit einem Sternmarsch von vielen Menschen nach Oberndorf und einem Camp rund um H&K verbinden können. Fragt doch bitte kritisch nach, warum dieses Projekt, das für dieses Jahr geplant war, nun doch nicht stattfindet.

Über Alinka

I'm struggling for a good future for y-our (your/our) children. Ich bemühe mich um eine gute Zukunft für unsere Kinder. Wir haben nur EINE Erde auf der wir leben. We all are sisters and brothers, children and parents. Wir sind alle Schwestern und Brüder, Kinder und Eltern. We have only ONE earth !
Dieser Beitrag wurde unter Gesellschaft, Kriegsmaschinerie, Patriarchy abgelegt und mit , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Hinterlasse einen Kommentar