Offener Brief an Bundesinnenminister Friedrich
20.10.2013
Herr Friedrich,
die Geschichtswissenschaft lehrt uns – und deshalb wurde sie auch begründet -, dass die Gegenwart auf ihr beruht und wir nur dann, wenn wir die Geschichte kennen, auch gegenwärig fortwährende Phänomene begreifen können.
Und eben deshalb möchte ich Sie daran erinnern, welche Rolle deutsche Interessen bezüglich des Kolonialismus spielten: Die Kongo-Konferenz zur Aufteilung des Kontinents Afrika fand vom 15. November 1884 bis zum 26. Februar 1885 fand in Berlin statt unter Otto von Bismark statt. Deutsche Kolonialisten verbreiteten den Rassismus in den von ihnen kolonialisierten Gebieten auch unter den Afrikaner*innen, wie z.B. zwischen Hutu und Tutsi im heutigen Ruanda. Dies war die Grundlage für den Massenmord 1994 an den Tutsi. Deutsche Soldaten verübten abscheuliche Kriegsverbrechen und Massenmorde, wie z.B. an den Herero und Nama. Später praktizierten dies türkische Nationalisten an den Armeniern – auch unter Mitwisserschaft deutscher Politiker und Militärs, die dies duldeten. Und etwas später wiederum sagte Adolf Hitler vor den Oberkommandierenden der Wehrmacht auf dem Obersalzberg am 22. August 1939: „Wer redet denn heute noch von der Vernichtung der Armenier ?“ – um sie auf den Massenmord an den europäischen Juden vorzubereiten..
Was das bedeutete, müsste auch an Ihnen nicht vorbei gegangen sein. Umso schlimmer ist Ihre innenpolitische Verharmlosung des gegenwärtigen Nazi-Terrors (NSU und ihre Netzwerke).
Doch kommen wir nun wieder auf die Geschichte zurück, um zu verstehen, warum Menschen zur Flucht gezwungen sind, bzw. warum demokratische Gruppierungen in vielen Ländern dieser Welt keine Chance hatten und haben:
Via der „Rattenlinien“ wurden viele Nazis in arabische und lateinamerikanische Länder geschleust, die oftmals dann in diesen Ländern als Geheimdienst- und Militärberater arbeiteten und der deutschen Rüstungsindustrie später Aufträge verschafften.
Nun ist die deutsche Waffenlobby Exportweltmeister und Heckler&Koch-Gewehre sind die tödlichsten Waffen weltweit.
Somit ist die Raubmordpolitik Deutschlands immer noch eine der Hauptursachen für Mord, Vertreibung, Flucht.
Deshalb ist Ihre inhumane Haltung in der Asylpolitik nicht hinnehmbar, sondern aus diesen Gründen plädiere ich dafür, dass gerade Deutschland die meisten sogenannten Flüchtlinge aufnehmen muss. Sie tun jedoch das Gegenteil. Mit der auch von Ihnen favorisiertem „Eurosur“-Strategie eröffenen sie geradezu einen Krieg gegen die Opfer der europäischen und deutschen Raubmordpolitik.
Da Sie ja das „C“ für „christlich“ in Ihrem Namen tragen und lt. Wikipedia sowohl mit dem Katholikentum als auch mit der evangelisch-lutherischen Kirche verbandelt sind, hoffe ich darauf, dass sich alle Christen, die sich auf die Sozialethik des Christentums beziehen, gegen Sie erheben werden. Denn Sie tun nichts anderes, wie die islamistischen Fanatiker (z.B. die Taliban oder Salafisten): Sie missbrauchen und instrumentalisieren eine monotheistische Weltreligion.
Außerdem arbeitet die gegenwärtige Regierung doch eh außenpolitisch mit den Terroristen zusammen, nicht wahr? Sie stimmen ständig neuen Waffenlieferungen z.B. an Saudi-Arabien und weiteren Terrorstaaten zu… Dass das Regime in Saudi-Arabien die Salafisten nicht nur finanziell – sondern auch militärisch – unterstützt, ist bekannt. Dementsprechend sind Sie mitverantworlich für Folter, Unterdrückung bishin zu Kriegsverbrechen durch salafistische Rebellen in Syrien und Tötung von demokratisch gesinnten Oppositionellen in Tunesien und Ägypten.
Ich halte sowohl die deutsche Innen- wie auch Außenpolitik für nicht mehr ertragbar, denn sie ist nach wie vor ein Sicherheitsriskiko in Bezug auf die Zivilgesellschaft und eine Existenzbedrohung für den Weltfrieden.
in voller Hochachtung und mit Empathie für die transnationalen Opfer(familien) Ihrer Politik,
Alinka Seth